19. Dezember 2007

Der nächste Morgen ist düster. Wir wandern das Seeufer entlang. Gerald plagt sich mit dem Rollstuhl auf dem Schotter, so binden wir ein Seil zu einer Runde und schlingen es um die Lehne des Rollstuhls. Vorne spanne ich mich ein wie ein Zugpferd. So kommen wir ziemlich gut voran. Im flachen Wasser am Ufer beobachten wir zwei schwarzweiße Schnepfen auf langen roten Beinen. Kleine Kiebitze versuchen aufgeregt, uns von ihrem Nest wegzulocken. Gerald setzt sich im Windschatten ins spärliche Gras und ich erforsche die Halbinsel, die in steilen Klippen zum See hin abfällt. An den Hängen wachsen bizarre Sträucher mit kleinen Blättern. Oben weiden Schafe zwischen Tussokgrasbüscheln, auf einer felsigen Erhebung halten zwei Australische Elstern Wache. Ihren orgelartigen Gesang habe ich schon gestern gehört, ahnte aber nicht, dass er nur aus zwei Kehlen kommt, so laut und vielstimmig klingt er. Von hier aus sehe ich den verlassenen Campingplatz auf dem ausgedehnten Schwemmkegel des Flüsschens. In der Ferne zwischen den Bergen liegt das unbewohnte Ende des lang gestreckten Sees in unbestimmtem Licht.

Ich erzähle Gerald von meinen Eindrücken. Dann wandern wir zurück zu unserem einsamen Bus, um unser Mittagessen zu kochen.

Am Nachmittag bläst ein kalter Sturm die Wolken auseinander. Die Farben beginnen zu leuchten. Dutzende Schafe kommen in langen Reihen den Abhang herunter zur Tränke, einem Teich im sumpfigen Schwemmland. Sie spiegeln sich im ruhigen Wasser, ebenso ein Streifen Grün und ein Streifen rostrotes Binsengras, die grünen Weiden dahinter mit der zackigen Linie einer frisch gepflanzten Hecke aus Föhren, der dunkle Berg in Wolkenfetzen, der tief blaue Himmel.