24. Dezember 2007

Auf der Fahrt das Seeufer entlang und nach Twizel lassen wir den Regen bald hinter uns. Bei großer Hitze gehen wir einkaufen, essen, weil Gerald meint, das muss so sein, Fisch und Chips, machen ein Mittagsschlaferl und spazieren dann nördlich der Stadt einen Walk durch die Ebene, einen unregulierten, von Weiden gesäumten Fluss entlang ein Stück auf die Berge zu. Ihre Rücken erscheinen im wechselnden Licht der Sonne, die sich zum Glück dazwischen wieder hinter den Wolken versteckt. Dahinter schauen die schneebedeckten Gipfel der Berge hervor, an deren Fuß wir gestern gewandert sind.

Szenen in den Ebenen von Rohan sowie die Schlacht auf den Pelennor Fields wurden hier für „Der Herr der Ringe“ gedreht.

Festliches Abendessen mit Lachs und Avokados am menschenleeren Ohausee . Eine Weide steht am türkisblauen Wasser. Der Wind lässt die Wellen ans hellgrün bemooste Ufer plätschern. Im Seichtwasserbereich schwanken tiefrote Wasserpflanzen, alles leuchtet und glitzert im Abendlicht. Gelbes Johanneskraut und blauer Natternkopf am Straßenrand.

Während der frühen Christmette spielt ein wettergegerbter Mann in kurzärmeligem Hemd und mit bloßen Füßen in den Sandalen auf der Gitarre „ Stille Nacht “. Es amüsiert uns der Gedanke, dass vielleicht niemand hier weiß, dass das Lied aus Österreich kommt, das jetzt in tiefem Schnee liegt. In der Kirche, einem niedrigen, flachen Bau aus Holz, wie alle Häuser und Geschäfte hier, laufen die Ventilatoren, doch draußen ist es schon kühl. Die Menschen haben sich Wolltücher über die kaum bekleideten Schultern gehängt und stehen in kleinen Gruppen zusammen. Bevor sie in ihre Autos steigen, gehen sie noch zum gläsernen Erker des Kirchengebäudes, um die lebensgroße Krippe zu besuchen. Als wir uns auf der Halbinsel eines kleinen Teiches für die Nacht einrichten, geht der Mond auf. So riesig wie die Sonne, dottergelb, scheint er die bizarren Formen der Steilwand gegenüber an.

Das Morgenlicht lockt Nebel aus dem Wasser, in dem große Fische schwimmen (die Gerald am liebsten geangelt hätte) und die ersten Einheimischen, die sich am Teich einen schönen Platz für das Weihnachtsgrillen sichern.

Eigentlich war Twizel nur eine vorübergehende Siedlung für die Arbeiter an den großen Kanälen, die für die Elektrizitätsgewinnung gebaut wurden. Aber die Menschen wollten bleiben und so ist eine kleine Stadt entstanden mitten im Trockengebiet.