26.Dezember 2007

Nach einer stürmischen und regnerischen Nacht auf einem Campingplatz beim Dansey–Pass – Wieder hören wir den Bellbird, den „Flötenvogel“, wie schon in Christchurch, aber in einer anderen Tonfolge. Als er sein Morgenlied beendet, kommt nur mehr ein Ton, einige Male nur der eine Ton – fahren wir hügelauf hügelab vorbei an saftigen Wiesen, einer bewässerten Milchkuhfarm, Feldern und Weiden an der Küste, wo wir in Moeraki auf einem Campingplatz einchecken. Wäsche waschen ist angesagt. Heftige Schauer ziehen vom Land her über uns, dazwischen warmer Sonnenschein.

Moeraki – ein kleines Fischerdorf an der Ostküste in einer lang gezogenen Bucht mit gelbbraunem Sandstrand, dazwischen schwarze Steine, zum Teil rund wie ein Knödel und mit einem Meter Durchmesser, so genannte Boulders. Man weiß nicht so recht, wie sie entstanden sind. Immer wieder kommen neue zum Vorschein, das Meer schwemmt sie aus der porösen Küste und umspült sie bei Flut. Bei Ebbe werden sie von den Touristen besucht, die sie, mit Hündchen oben drauf, oder mit Freundin daneben fotografieren und dann wieder weiterfahren. Wenn die Riesenkugeln zerfallen, tun sie das auf verschiedene Weise. Entweder sie sind von einem hellen Gitter aus härterem Gestein durchzogen, dann hält das Gitter länger der Brandung stand und seine wabenartige Struktur kommt zum Vorschein. Oder eine innere härtere Kugel bleibt bestehen, während von der äußeren Schicht nur die untere Hälfte erhalten bleibt und eine Schale für die kleine Kugel bildet.

Vor meinem Besuch bei den Boulders bin ich zuerst den gelben Sandstrand entlang gewandert, dann über schwarze Steine geklettert, auf denen fischig riechende Berge von angeschwemmten braunen Wasserpflanzen lagen mit länglichen luftgefüllten Blasen – sie knallten, wenn ich darauf trat -, meterlangen dicken Blattbändern und herausgerissenen Wurzeln. Oft hingen sie auch auf Bäumen, die entwurzelt am Strand lagen. Ich nahm ein wenig gelben Sand mit, um ihn Gerald zu zeigen und Muscheln und Schwemmholz. Mit vollen Taschen erklomm ich einen rutschigen lehmigen Hang, da die Flut mir am Strand den Weg abgeschnitten hatte und gelangte zum Moeraki Millenniumsweg , der oben die Küste entlang führte: gesäumt von wunderlichen Bäumen mit immergrünen Blättern, mit Sträuchern, die zugleich orangerote Beeren trugen und weiße, lila angehauchte Blütenkelche, gesäumt mit baumhohen Blumen, die um den dicken Stamm palmenartige Blätter bilden und darüber eine hohe Kerze aus lila Blüten, gesäumt von Büschen, die ganz von einer rose blühenden Passionsblume überwuchert waren, die wunderschöne orangerotlila gefärbte mangoförmige Früchte bildete, gesäumt von dunklem Farn und Schlingpflanzen mit spitzen lanzenförmigen Blättchen und purpurroten Fruchtkügelchen, gesäumt von größtenteils schon verblühtem Stechginster und vielen anderen Pflanzen. Der Weg führte zu einem breiten Sandstrand, auf dem 2 junge Männer in Neoprenanzügen mit den Wellen spielten und dann weiter zu den Boulders.