8. Februar 2008

Um ca. halb sechs wache ich auf. 2 leuchtende Sterne sind noch zu sehen über der nachtschwarzen Landzunge zum Musselpoint. Der Himmel ist dort im Osten schon ein wenig hell. Zartes Rot ist zu sehen. Das Meer glänzt metallblau. Ganz knapp an seinen schäumenden Rand stelle ich den Tisch, um ein Foto zu machen. Ein früher Strandwanderer rückt ihn später nach oben auf den schottrigen Wall, sonst wäre er vielleicht fortgeschwemmt worden, so große Wellen rollen an Land, eine nach der anderen. Nach dem Frühstück – noch ist kein kalter Wind – gehe ich den Riesenwellen entgegen. Auch zwischen ihnen ist alles voller Schaum, Bewegung und Sog. Es ist aufregend, in diesem Brodeln vorwärts zu gehen. Immer größer werden die Brecher, die mir entgegen kommen. Dazwischen schwimme ich ein paar Tempi. Dann springe ich wieder auf, um nicht mitgewirbelt zu werden. Das Wasser ist kalt. Am Weg hinaus versuche ich, mich mit jedem Brecher ein wenig mittragen zu lassen. Voll prickelnder Frische gehe ich an Land, von wo aus Gerald mir zugeschaut hat. Dann fahren wir los Richtung Süden.

Zuerst über trockene Hügel, dann kommen wir wieder an die Küste, wo ein wildes Meer an lange Buchten rollt. Seehunde liegen überall auf den Felsen, in einem Becken sehen wir einen ganzen Kindergarten. Neben der Straße führt die Bahn, aus einem Zug schauen begeisterte Jugendliche. Dahinter steigen Wälder auf, vom Wind geformt.

Beim Hapuku River zweigen wir ab und fahren den einmündenden Puhipuhi River entlang nach Norden. Heute ein kleiner Fluss, aber das breite, mit grobem grauen Schotter gefüllte Tal zeugt davon, dass es auch ganz anders sein kann. An grünen Schafhügeln vorbei kommen wir zu einem kleinen Urwaldjuwel, das wir durchwandern. Auf der Rückfahrt sehen wir ein nettes Lifestilehaus mit Rosengarten mitten in der Wildnis.

 Kaikoura : Wir buchen whale watching und suchen uns dann auf der Halbinsel unter riesigen Araucarien einen vor dem kalten Seesturm geschützten Platz, um unsere Langusten (Crayfish) zuzubereiten. Mit Schwammerl-Paradeiser-Sauce und Erdäpfel ein Genuss!

Nachher erforschen wir noch die Halbinsel, die vor Urzeiten noch eine Insel war, aber durch das Geschiebe des Kowhai mit dem Land verbunden wurde, außerdem hebt sie sich langsam aus dem Meer. Die abgeplatteten Hügel lagen einmal auf dem Meeresgrund. Später waren sie Schauplatz von so genannten Pa’s, Befestigungsanlagen eines Maoristammes. Große Felsenplatten schauen rund um die Halbinsel bei Ebbe aus dem Meer und bieten Robben und Spaziergängern Platz. Das aufgewühlte Meer drängt mit hohen Gischtfontänen an die Ränder der Felsen, die langsam wieder von der Flut in Besitz genommen werden. Ich kaufe eine moosgrüne Weste und einen Merinowollpullover und verkaufe blutenden Herzens meine englischen „Herr der Ringe“ -Bücher um für den Rückflug Gewicht zu sparen.

Dann fahren wir ins Kowhai-Tal hinein, an flachen grünen Weiden entlang, Milchfarmen, einer Lavendelfarm, dann durch Kanukawälder bergauf zum Fyfte Palmer Scenic Reserve. Für Gerald ist der Weg zu steil, so gehe ich alleine durch den dichten Wald, in dem es schon dunkel wird. Von außen scheint die Abendsonne drauf und lässt die grünen Blätter auf den runden Kronen glänzen. Über einen Fahrweg laufe ich anschließend zum Kowhai River. Ich finde das Flussbett, von Hochwasser gezeichnet, aber kein Wasser. Durch Dickicht arbeite ich mich zur Mitte des Tales, wo ich es schließlich plätschern höre und einen kleinen harmlosen Bach finde, in dessen warmem, seichtem, über spitzes Geröll rinnendem Wasser ich mich wasche. Am Rückweg fotografiere ich die bewaldeten Hänge mit ihren vielen verschiedenen Bäumen. Ein großer Mountaincabbagetree mitten im Wald hat mir als Orientierung gedient, nach der ich den einsamen Gerald wieder finden wollte. Ein Robbin kommt ganz nahe heran. Am Parkplatz sind zwei Burschen, die vom Kowhai Walk gekommen sind. Dann sind wir alleine. Nach der Abendtoilette schließen wir alle Luken, da vereinzelt Sandflies auftauchen. In der Ferne hört man noch muhen, dann ist es ganz still. Die Grillen haben ihre laute Musik eingestellt und das Meer ist weit weg.