Das Gewicht der Worte, von Pascal Mercier

Ich hab das Buch nicht weggelegt, weil mir der Stil gefallen hat. Was hier über Sprache und Schreiben gesagt wird, ist spannend und unterhaltsam. Aber, es gibt hier eine Menge „Aber“. 

Die Erzählung kreist natürlich um die Hauptperson Leyland. Eigentlich erzählt sie nur seine Geschichte, erklärt seine Gedankenwelt. Die anderen Personen sind oft nur dazu da, um sie seine Gedanken aussprechen zu lassen. Es werden zwar die Götter in Weiß und die Götter in Schwarz verurteilt, aber Leyland schafft sich mit seinen Freunden eine eigene Götterwelt, in der nur sein Weltbild erlaubt ist. Wirklich nervig fand ich seine Auseinandersetzung mit „Euthanasie“. Gebetsmühlenartig werden hier die Argumente wiederholt, immer neue Personen und Geschichten nur zu diesem Zweck hervorgezaubert. Da bleibt vieles unbearbeitet und unbeachtet, nicht zuletzt, dass Leyland sich um ein Haar umsonst umgebracht hätte und all das nicht erlebt hätte, was das Leben noch für ihn bereitgehalten hat. Außerdem widerlegt er sich selbst. Mit seinem vielen Geld spielt er den großen Wohltäter ungeachtet der Abhängigkeiten, die er dadurch schafft. Dabei lässt er die Romanfigur Chiara als unbearbeiteten Widerspruch im Raum stehen. Für mich ist Leyland ein tragische Figur, die sehr gut ältere Intellektuelle unserer Zeit abbildet. Insoferne halte ich den Roman für bedeutsam. Er zeigt, dass Poesie alleine nicht imstande ist, die Verzweiflung aufzuhalten, die entsteht, wenn man sich die Hoffnung auf Transzendenz nicht erlauben will.