Der kleine Unterschied oder die große Freiheit

Ich bewunderte einmal das nette Auto einer Bekannten. Sie sagte, sie sei sehr froh darüber und es passe genau zu ihr. Eine Woche später erzählte sie mir, sie habe es verkauft. Sie sei zu dem Schluss gekommen, dass sie es nicht lebensnotwendig brauche und daher gut darauf verzichten könne – was ihrer angespannten finanziellen Lage entgegenkam. Ich wusste, dass sie gerne mobil war und war verblüfft über die Leichtigkeit, mit der sie sich von ihrem gemütlichen Auto trennte. Andererseits passte das lockere Loslassen wieder zu ihr. Seit sie einmal unerwartet einen geliebten Menschen mitten unter den schönsten Zukunftsplänen verloren hatte, klammerte sie sich an nichts mehr. Sie lebt fröhlich und unbeschwert im Hier und Jetzt und lässt die Dinge, die nicht sein können einfach los. Das gibt ihr eine große innere  Freiheit. Sie muss nichts festhalten, nichts verteidigen, sich um nichts unnötig sorgen. Daher hat sie viel Platz für andere in ihrem Herzen. In ihrer Gegenwart fühlt man ein Stück Heimat, selbstverständliches Angenommensein ohne Druck zu Veränderungen und doch klare Worte zu Themen, nach denen man sie fragt. Ich forschte nach der Ursache für ihre charakterliche Weite, da mir ihr Leben von außen betrachtet nicht als sonderlich fromm erschien. Sie antwortete mir, sie lege jeden Morgen den Tag in Gottes Hände. Vergisst sie einmal, dann spürt sie plötzlich Sand im Getriebe. „Geh Du mit mir“, sagt sie und behauptet, dass das ihren Tag entscheidend verändert.