10. Jänner 2008

Guided Tour vom Department of Conservation zu den seltenen Blue Ducks.

Der Führer, ein fanatischer Ranger, verspätet sich reichlich. Ich fahre im Jeep mit nach Te Anau Downs, von wo wir mit dem Schiff eineinhalb Stunden bis zum äußersten Ende des Sees fahren, vorbei an bewaldeten Bergen und Inseln, Felsen, kahl doch schon von Manukabäumchen erobert, in eine herrliche Bergszenerie hinein: Links sind in Urzeiten Gesteinsplatten verschoben und aufgehoben worden, denn dieselbe Platte, die in den See hineinragt, endet hoch oben am Gipfel. Rechts sind die Berge knapp höher als die Baumgrenze, darüber sieht man ein schmales Band Gras. Einige darüber hinausragende Steilwände geben den Bergen ein markantes Aussehen. Je näher wir dem Ende des langgestreckten Sees kommen, desto öfter tauchen links weiße Spitzen auf, genau genommen graue Spitzen mit weißen Schneefeldern. Man sieht sie auch in der malerischen Kette vor uns.
An ihrem Fuße, neben der Mündung des Clinton River , gehen wir an Land, überqueren den Fluss kurze Zeit später auf einer langen Hängebrücke und folgen ihm dann 7 km flussaufwärts auf einem bequemen Waldweg, der den Anfang des berühmten Milfort Sound Tracks darstellt. Der breite Fluss schimmert in leuchtendem Flaschengrün bis zu hellem Steingrün zu uns herüber. Weiter oben wird er von weißen Schotterbänken zerteilt. Dort gehen wir so wie wir sind, mit Schuhen, mehrmals durch den Fluss, der so reißend ist, dass man nur zu zweit, die Hände auf den Schultern verschränkt, den Halt bewahren kann. Die abgerichtete Hündin des Rangers stöbert schließlich ein Pärchen der extrem seltenen Blue Ducks (Blaue Enten) auf. Sie nisten meist direkt am Wasser unter überhängenden Wurzeln und können nur an rasch fließenden kalten Flüssen überleben. Die beiden zeigen wenig Scheu, auch vor dem Hund. Wir können sie lange beobachten.
Dann müssen wir im Laufschritt zurück, um das Boot nicht zu verpassen. Die Hose trocknet schnell, aber die Schuhe quatschen bei jedem Schritt. Farne in unterschiedlicher Größe leuchten in der schrägen Sonne am Wegrand, der Fluss leuchtet grün, die Steine und der Schotter blendend hellgrau. Ein Tui singt, junge Kanadagänse schwimmen am Fluss, zwei Woodpigeons flattern davon. Eine der Guides führt uns zu einem besonders alten Urwaldriesen. Sie erzählt uns, sie habe 3 Jahre lang Touren auf dem Milfort Track geführt. Oft regnet es, das sei herrlich, aber keine Kleidung halte diesem Regen stand. Am Abend seien alle patschnass.

Einen Tui sehe ich ganz aus der Nähe, sein schillerndes Gefieder, die weiße Halskrause. Er singt auf der Spitze eines einzelnen Baumes neben dem Fluss.

Während Schifffahrt nach Hause sitze ich achtern nahe am Wasser und sehe das herrliche Panorama langsam im abendlichen Dunst verblassen. Mt. Anau, Earl Mountains…

Noch am Abend mache ich mich mit Gerald, der in der Stadt inzwischen Fischstäbchen mit Schlagobers genossen hat, auf nach Otago . Schafe im Abendlicht, kleine Bewässerungssprinkler vor den Falten der Takitimu Mountains . Schon die Maoris müssen sie geliebt haben, denn nach der Legende sind sie – umgestürzt- eines der sieben Boote, mit denen ihre Vorfahren Neuseeland vom tausende km entfernten Ozeanien her erreicht haben.

In einer Ebene, die durch die Eiszeit geformt wurde, mit weißen Flechten am Boden und kargen Pinien sehen wir zum letzten Mal auf die Berge zurück, und dahinter die Sonne strahlend versinken. In der heraufziehenden Nacht, eisig und trocken, erreichen wir einen Campingplatz inmitten von ebenem Farmland und schlafen dort unter funkelnden Sternen ein.