11. Jänner 2008

In der Früh plaudern wir mit einem alten Neuseeländer. Er zieht im ganzen Land umher und hat schon auf vielen Farmen gearbeitet. Auf seinen Wanderungen trägt seine alte Schimmelstute sein Hab und Gut. Die Entwicklung im Land macht ihm Sorgen. Da man für Schafprodukte sehr schlechte Preise erzielt, stellen viele Bauern um auf Milchkuhhaltung. Sie machen ein großes Loch, werfen alle Zäune und die Reste der verbrannten Bäume, die die Vorbesitzer 100 Jahre großgezogen hatten, hinein, schütten zu und planieren große Flächen für die riesigen Bewässerungsmaschinen. Dort wo früher nur dry farming betrieben wurde, entstehen immergrüne Weiden.

Lake Wakatipu:

Es ist glühend heiß. Nahe dem Seeufer, im spärlichen Schatten eines Strauches, machen wir Mittagsrast. Die Berge am gegenüberliegenden Ufer nennt man wegen ihrer zackigen Grate „Devils Staircase“. In der Ferne, zwischen kahlen Bergen, liegt Queenstown in flirrendem Licht. Als wir näher kommen, sehen wir, wie schön es ist. Mitten in der Stadt blaue Ufer mit weißem Kies, von denen Kajaks starten und wo Menschen unter Schwärmen von Möwen in der Sonne sitzen. Rundherum Berge in wunderschönen Farben. Trotzdem fliehen wir die Stadt. Es ist uns zu viel Trubel hier.

Der See ist 90 km lang. Wir fahren an seinem östlichen Ufer entlang, genießen den Blick auf die zackigen Gebirgszüge gegenüber und nähern uns immer mehr dem Head of the Lake, wo sich hinter den riesigen schotterigen Deltas zweier Flüsse ( Dart River und Rees River ) eine herrliche Bergwelt mit schneebedeckten Gipfeln erhebt. Glenorchy liegt dort, auf der Karte recht groß eingezeichnet, doch kleiner als Aderklaa. Hier war ein wichtiger Drehort für „Herr der Ringe“. Im blendenden Abendlicht wandere ich eine Lagune entlang. Schwarze Schwäne gleiten über die das Licht spiegelnde Wasserfläche, umgeben von leuchtend grünen Pflanzen, dahinter in der Ferne die Schneefelder.

Für die Nacht stellen wir unser Auto direkt ans Seeufer. Ganz dunkel ist es hier, nur von Kinloch herüber, am gegenüberliegenden Ufer, leuchtet eine Laterne am Eingang des Gasthauses, das wir morgen besuchen werden. Nichts stört unseren Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel, den jetzt auch Gerald entdeckt. Ein richtiges Sternenzelt erstreckt sich von Horizont zu Horizont. Quer über den Himmel verläuft die Milchstraße, daneben sieht man noch zwei Sternennebel. Es funkelt und glitzert. Gerald sieht noch mehr Sterne als ich.