12. Jänner 2008

Nach einem raschen kalten Bad im See frühstücken wir. Die Gipfel jenseits des Sees leuchten rot in der Morgensonne. Im Norden, dort wo der Dart River aus den Bergen kommt, dräuen dunkle Wolken. Regenbogen sagen uns, dass es dort schon regnet.

Wir fahren ein Stück in das Tal des Rees River hinein, anfangs sehr weit und eben. Schafe, Kühe und viele Pferde weiden auf grünen Wiesen. Mt. Alfred, ein großer Rücken zwischen Dart River und Rees River, umfahren wir auf der Ostseite, die bis hoch hinauf beweidet wird und im gedämpften Morgenlicht in den herrlichsten Farben leuchtet. Die Westseite, dem Dart River zugewandt und noch im Schatten, ist bewaldet. Das Land hier auf der Ostseite haben die Leute nicht umsonst „ Paradies “ genannt. Ein See liegt am Fuß des Mt. Albert, Diamond Lake, saftige Weiden rundherum, und dann, nach Norden und Osten zu, der herrliche hohe Wald aus Südbuchen. Dort verirren wir uns dann auf einem völlig einsamen Weg durch viele Furten. Auf der Rückfahrt öffnet uns eine freundliche Japanerin ein Schafgatter – sie hatte sich mit ihrer Familie auch verirrt, ein seltener Fall individualreisender Japaner, noch dazu auf diesen Abwegen! -, das wir alleine nie geöffnet hätten. So kommen wir ganz nahe an den Dart River heran, der verzweigt in einer weiten Ebene aus Schotter, gesäumt von dunklen Wäldern, dahin fließt. Im Norden, wo die schneebedeckten Berge stehen, in denen er entspringt, ist es noch düsterer geworden. Sturm fegt von dort durch das breite Tal, wirbelt den Staub auf in hohen hellgrauen Fahnen, die wir schon in der Früh von Ferne gesehen haben, und bringt feine Regentropfen mit, sodass immer wieder Regenbogen entstehen, wenn die Sonne zwischen den jagenden Wolken hervortritt und die schafgesprenkelten Weiden zu Füßen des Mt. Albert für kurze Zeit in strahlendes Licht taucht. Auf langen schottrigen Wegen verlassen wir das Paradies, überqueren auf einer Brücke südlich des Mt. Albert den Dart und fahren nach Kinloch , wo wir auf der Holzveranda eines gemütlichen Gasthauses speisen.

Den Nachmittag verbringen wir am benachbarten DOC Campingplatz, am Nordufer des Sees, neben dem Mündungsdelta des Dart River. Die Berge flussaufwärts sind verhangen. Wir blicken nach Süden auf den See, von dem wir nur das nördliche Drittel sehen können, da er eine riesige S-Krümmung macht. Er ist eingesäumt von braungrünen Bergen, gekrönt von grauen Klüften, Zacken und Graten. Starker, gleich bleibender Wind peitscht die am und im Wasser stehenden Weiden. In einer windgeschützten Bucht ruhen sich kleine dunkle Enten aus, NZ Scoup. Sie tauchen lautlos, wobei ihr Schwanzerl nicht in der Höh‘ bleibt.