19. Jänner 2008

Es ist noch dunkel, als ich aufwache. Wir fahren die kurze Straße zum Lake Matheson noch einmal hinein, die wir schon von unserem gestrigen Morgentaufrühstück kennen. Gerald schläft noch eine Runde, während ich ein wenig humpelnd, da ich mir gestern den Fuß verknackst habe, durch den noch lichtlosen Urwald zum See gehe, von dessen dunklem moorigem Wasser feine weiße Nebel aufsteigen, sich kräuseln, und eine zarte helle Schicht über der Wasseroberfläche bilden. Auch weiter hinten, über dem Bach, ist wie gestern ein Nebelstreif zu sehen, dessen Querschnitt sich im See spiegelt, so wie die noch nachtgrauen vergletscherten Berge, Mt. Cook, Mt. Tasman und andere, die hohen dunklen Kahikatea am anderen Ufer, wo die Ebene sich bis zur Ortschaft am Fuß der Berge erstreckt, und die bewaldeten Hügel links davon: Baumfarne, Rimus, Flax am Ufer. Ich bin nicht die einzige, die auf einer hölzernen Plattform schweigend auf den Sonnenaufgang wartet. Pukekos schreien im Schilf. Hört sich an wie von einem Hahn mit Schluckauf. Sie gehen herum wie bei uns die Fasane, auf starken, hohen, roten Beinen mit einem großen roten Schnabel, der sich in einem glänzenden roten Kamm – sieht aus wie eine Stirnplatte – fortsetzt, nachtblauem Gefieder, schwarzen Flügeln und einem leuchtend weißen Bürzel, das blinkt, wenn sie beim Gehen den Schwanz bewegen.

Der Himmel hinter den Bergen wird heller, man kann im fast unsichtbaren Wolkenschleier zarte, durchscheinend rote Strahlen sehen. Rinder schreien in der Ferne, sonst ist es still, als die Sonne über den Rand kommt, so strahlend, dass man nicht mehr hinschauen kann.

Wir besuchen den Franz Josef Gletscher bei großer Hitze und erfrischen uns nach der Mittagspause im Wahaposee . Das Wasser ist angenehm, am Ufer stehen Baumfarne wie Palmen, hinter dem Wald sieht man die weißen Berge. Frisch gebadet und schön gemacht fahren wir nach Whataroa in die Vorabendmesse, um unsere silberne Hochzeit zu feiern. „Lady of the Woods“ ist eine weiß gestrichene Holzkirche, umgeben von gepflegtem Rasen und Blumen. Innen ist das Holz naturfarben, man sieht die Dachverstrebungen. Kleine spitzgiebelige Glasfenster mit „JHS“ bringen Farbe in den Raum. Der junge Priester kniet lange vor einer blumengeschmückten Monstranz. In der Messe sind nicht viele, aber alle grüßen uns freundlich und wir feiern wie eine Familie mit Brot und Wein. Am Ende der Messe erhalten wir einen besondern Segen. Nachher plaudern wir ein wenig. Der Priester erzählt, seine „Pfarre“ erstrecke sich in diesem dünn besiedelten Gebiet über 200 km, eine Frau mit kleinen Kindern, ihr Vater melke 250 Kühe. Samt eintreiben braucht er fünfeinhalb Stunden bei 20 Melkständen; und das 2-mal am Tag. Da bleibt ihm nicht viel Zeit dazwischen.

Im herrlichen Abendlicht fahren wir weiter, über den Whataroa, weit verzweigt und verschlungen, blau in seinem Schotterbett, saftig grüne Wiesen rundherum, die schneebedeckten Berge im Hintergrund. Herrliche große Bäume stehen überall auf den Weiden. Dann führt die Straße nach Norden wieder durch Wald. Aber er sieht anders aus als im Süden, heller, mehr Cabbagetrees dazwischen.