22. Jänner 2008

Gerald macht für sich gerade ein Messer in Barrytown .

Ich stehe mit dem Bus am Strand von Punakaiki . Es schüttet und stürmt. Im Bus hängen meine nassen Sachen. Ich bin eben von einem Strandspaziergang zurückgekehrt. Zwei nasse Hosen, durch die Regenjacke ist es durchgegangen, also hängt auch der Pulli. Die Bergschuhe habe ich vorsorglich nach der ersten Runde ausgezogen, die sind innen trocken. Der Schirm ist bei der zweiten Runde zerbrochen. Zuerst war ich nördlich bei den horizontal gerippten Felsen, an die die Brandung donnert. Daneben rollt sie über einen Hügel aus feinem Kies und versickert. Eine Möwe sucht nach Fressbarem, Austernfischer stelzen auf ihren hohen roten Beinen herum und stoßen hin und wieder spitze Schreie aus. Zwei kleine braune Vögel laufen schnell über den Kies, Kehle und Bauch sind weiß, bis auf ein schwarzes Halsband und ein rotbraunes Lätzchen auf der Brust: Branded Dotterel oder Pohowera. Auch ein Weka ist da, ein flugunfähiger fasangroßer Vogel, der am Strand jeden Stock umdreht und überhaupt nicht scheu ist. Sein Ruf ist eine Serie von ansteigendem „cooeet“. Als ich zum Auto komme, um mich umzuziehen, sitzen piepsend zwei Halbwüchsige darunter und luken hinter den Reifen hervor. Auch die Mutter kommt ganz nahe. Aber ich muss noch einmal hinaus! Es ist zu schön, wie riesige Wellen heranrollen, sich zuletzt oben zuspitzen, feinen Schaum versprühen, dann sich überschlagen, als würden Pferde mit wehenden Mähnen an den Strand galoppieren: die Gischt, die der Sturm zurück bläst. Sand unter meinen Füßen, feiner Kies und flache Steine. Man sieht ihre schönen Farben, da sie nass sind. Schon bei der ersten Runde habe ich einen Arm voll Treibholz mitgebracht, jetzt finde ich einen „Walfischkopf“, sogar mit Auge: ein Stein, der sich im Holz verfangen hat, und eine Jackentasche voller Steine. Leider kann ich nicht ewig so weiterwandern. Ich drehe um. Jetzt bläst mir der Sturm entgegen. Der Schirm ist gebrochen, nur notdürftig kann ich mein Gesicht schützen. Trotzdem komme ich mit ganz nassen Haaren zurück. Jetzt schaue ich vom Auto aus auf die galoppierenden weißen Pferde.

Ich hole Gerald. Stolz zeigt er mir sein Messer, das in der Früh noch ein Flacheisen und ein Stück Rimu-Holz (aus alten Schulbänken, heute dürfen Rimus nicht mehr gefällt werden) war. Gerald hat das Eisen selbst geschmiedet, geschliffen und schließlich poliert, nachdem er den Griff gefertigt und montiert hatte. Es ist stabil und liegt gut in der Hand.

Es regnet noch immer, als wir uns auf dem wilden Strand von Punakaiki für die Nacht einrichten. Vorher wandere ich ein letztes Mal auf dem Streifen Land, das dem ewigen Wechsel der Gezeiten ausgesetzt ist. Der Messermacher hat nämlich erzählt, dass hin und wieder Jade angeschwemmt wird. Neben vielen bunten und schwarzen Steinen finde ich auch ein kleines Stück durchscheinender Jade!