27. Jänner 2008

Es ist noch trüb, als wir aufwachen. Ich steige zum Meer hinunter. Weil Ebbe ist, erreiche ich über die großen Steine die besten Muschelfelsen und ernte ca. 25 Muscheln. Dann fahren wir nach Westport , wo wir auf der Mole zwischen der Mündung des Bullerriver und dem flachen Sandstrand, auf dem schon Jogger unterwegs sind, frühstücken und uns umziehen. Die Sonntagsmesse ist in einer modernen Kirche, oben mit schräg aufstrebenden bunten Glasfenstern, unten mit Glaswänden mit dünnen Vorhängen. Die 12 Apostel und Jesus auf dem Tabernakel aus Email schauen wie Maori aus. In der Kirche sehe ich keine Ureinwohner, aber viele freundliche Menschen, auch Kinder. Nach der Messe spricht uns ein älterer Herr an. Wir plaudern, er stellt uns seinen Sohn mit Familie vor, der eine große Milchfarm hat. Dann lädt er uns zu sich nach Hause auf einen Tee ein. Seine Frau bedient uns. Das Haus ist sehr gepflegt, ebenerdig mit großen Fenstern ins Grüne hinaus. Die 6 Kinder sind alle schon erwachsen. Wir sitzen im Wohnzimmer mit Couch und offenem Kamin, ihrer Hauptheizquelle. Fußbodenheizung benützen sie kaum. Obwohl sie schon ziemlich alt sind, managen sie noch eine Milchfarm und ein paar Schafe. Sie lieben das Land hier. In der Küche hängen Gedanken von Mutter Teresa. Wir bieten Mozartkugeln an und tauschen Adressen aus.

Dann brechen wir auf Richtung Osten, immer den Bullerriver entlang. Das ist ein mächtiger, meist eng begrenzter Strom, Schotterbänke nur in den Windungen. An einer Stelle ist die Straße in den Felsen hineingemeißelt. Dort ist der Fluss so tief, dass man 15m tief ins Wasser springen kann und sich, wenn man Glück hat, nichts bricht. Dunkelgrün kommt uns der Fluss entgegen, Felsen am Ufer, da und dort ein kleiner Sandstrand. Wälder zu beiden Seiten, Berge und Berge. Beeches sehe ich wieder, Baumfarne werden seltener. In Lyell , einem Rastplatz mitten in den Wäldern, umgeben von soft shaped Cedars, finden wir auf einer heißen Wiese einen schattigen Baum, den auch 2 Tuis im Tiefflug besuchen und wo wir unsere Muscheln kochen mit Schwammerln, Zucchini und Melanzani. Gerald ist ganz glücklich über dieses kulinarische Erlebnis. Danach folgen wir den vielen Windungen des Bullerriver weiter stromaufwärts, ein breites Wildwasser hier, um Murchison flach mit Schotter, dann wieder steile Wildnis, bis wir uns in Kawatiri vom Bullerriver trennen, (der 25 km weiter aus dem Rotoiti-See tritt,) und bis auf 900m hinauf auf den Glenhopesattel fahren, von wo wir die nördlichen Südalpen und die Berge ganz im Norden der Südinsel sehen können. Hier ist die Wasserscheide. Wir fahren durch ein grünes Tal mit hohen Bäumen. Die Hänge der Hügel sind kahl und werden als Schafweiden genutzt. Aus einem dicken Baumstumpf ist ein halber Stier geschnitzt. Um Woodstock und talauswärts „gehören“ die Berge der amerikanischen Holzindustrie. Kalifornische Kiefer in Reih und Glied, Bergrücken nach Bergrücken und riesige Kahlschläge, Bergrücken nach Bergrücken. Im Tal unten verstreut wohnen Menschen, die sich das ansehen müssen. Obwohl es schon ziemlich dämmrig ist (8Uhr), hat eine Weberin noch offen. 3 Pullover sind dort, einer passt mir genau: blau und grün wie Meer und Wälder. Wolle und Alpaka getwistet. Eine schöne Überraschung!

Wir schlafen auf einem Picknickplatz an einem Fluss, in dem ich noch ein erfrischendes Bad nehme.