5. Jänner 2008

Um 9 Uhr brechen wir von Invercargill auf, einer großzügig angelegten Stadt aus Einfamilienhäusern und mit einigen uralten Tuatora-Echsen im Museum. Eine schnurgerade Straße führt uns an Milchkühen, Schafen, sogar Getreide vorbei nach Pealforest . Von dort wandern wir stetig bergauf (schieb, zieh) in den Urwald hinein. Die Sonne scheint durch die lichten Kronen von hohen, hohen Bäumen und leuchtet auf Farnen und Kletterpflanzen, auf den hier unglaublich dicken, roten, fetzigen Stämmen der Fuchsienbäume und auf ein asymmetrisches Spinnennetz. Wir hören Bellbirds, Tuis und die Flügelschläge der Waldtaube.

Dann fahren wir wieder durch ebenes Land, gepflegte Schaffarmen, Hecken zwischen den Feldern, auch Getreide. Schöne Farmhäuser. Gerald gefällt es hier. Langsam wird es welliger. Wir fahren durch ein Bergbaustädtchen mit kleinen Holzhäusern. Ein dickes Maorimädchen schiebt englisch singend einen Kinderwagen, ein kleiner Bub mit Fahrrad und Helm folgt ihr. Am Horizont Bergspitzen.

Ich bin müde vom langen Fahren, die Landschaft driftet eintönig vorbei. Plötzlich sehe ich in der Ferne Klippen aus den grünen Hügeln ragen. Im Näherkommen erkennen wir Schafe auf den grünen Matten, die wie runzelige Haut die Schultern der Klippen umspannen, da und dort aufgerissen, sodass der nackte Felsen sichtbar wird, alles in einem starken, scharfe Schatten werfenden Licht. Die Klippen selbst mit ihren markant ausgeschliffenen Längsrillen stehen so aufregend schön im Weideland, dass ich meine Müdigkeit vergesse und mit theatralischer Musik im Ohr wie ein Filmheld zwischen ihnen hindurch fahre, stetig bergab, in eine breite steinige Talebene, jedoch noch immer grün bewachsen und von Schafen beweidet. Die Siloballen der Milchfarmen verschwinden langsam aus der Landschaft, es wird zunehmend karg und trocken. Die Hecken werden von unregelmäßigen Baumreihen abgelöst, wieder reiht sich Hügel an Hügel, deren steilere Hänge von hellbraun leuchtendem Tussokgras bewachsen sind. Industriewälder dazwischen. Dann wird es immer mehr braun, unterbrochen nur vom leuchtenden Grün junger neuseeländischer Zypressen. Dahinter türmt sich der mächtige graubraune Klotz eines Gebirgsstockes. Schon nähern wir uns den Alpen, deren Spitzen und Schneefelder zunehmend Kontur annehmen. Waldige Hügel, ein Fluss glitzert in seinem grauen Schotterbett, wieder eine Anhöhe und wir kommen zum Lake Manapouri.