6. Jänner 2008

Der Campingplatz am Lake Manapouri ist so groß, dass wir eine ganze Wiese nur mit einem kleinen Zelt teilen. Kein Licht stört in der Nacht. Ich sehe die Sterne funkeln, einzeln, in Straßen und in glitzernden Wolken.

Nach der Sonntagsmesse in Te Anau mit einem freundlichen alten Priester wandern wir, Schatten suchend, den See entlang. Ein Tui fliegt direkt auf uns zu und knapp über unsere Köpfe hinweg. Wir können sein prächtig schillerndes schwarzes Gefieder sehen, seine weiße, an der Kehle aufgeplusterte Halskrause, sogar das sonst verborgene Weiß auf seinen Flügeln. Aber wir lassen uns nicht vertreiben und betreten den Wald aus Südbuchen, deren kleinblättrige Kronen viel indirektes Licht durchlassen, das auf dicke Teppiche aus Moos und leuchtend grünes Farnkraut fällt. Die verschiedenen Stämme begeistern mich. Manche sind glatt und dunkel, manche sind von knallig orangeroten Flechten fleckenweise bedeckt, manche sind hell und längsgestreift, sehr dick zum Teil, und manche sind braunschwarz und haben lange längsgerichtete Schuppen. Zwischen den Stämmen leuchtet das Ufer des Sees: Der strahlend blaue See schlägt an ein hellgraues Kiesufer, dahinter braune Hügel mit einzelnen grünen Bäumen, dahinter spitze Berge, manche mit Schnee.

Zum Mittagessen stellen wir unseren Bus in den Schatten einiger Südbuchen am Steilufer hoch oben über dem Waiau , wo in „Herr der Ringe“ die Gefährten in Elbenbooten Lothlorien verließen. Rasch und ruhig fließt er dahin, ein leuchtend grünes Band im dunkelgrünen Wald, vielleicht 70 Meter breit, tief, aber klar, sodass man die Steine am Grund sehen kann. Drüben am anderen Ufer beobachten wir einen Fliegenfischer. Der Fluss macht viele Windungen durch ebenes Buschland, wobei immer wieder schottrige, rutschige Steilhänge entstehen. Wir überqueren eine lange Hängebrücke und wandern ein Stück in den Südbuchenwald hinein. Flussabwärts wird das Tal breiter, eine Schotterinsel wird rasch umflossen. Das Wasser glitzert im Abendlicht. Hinter einer sandigen Steilwand grasen Schafe auf dürren Weiden, die bis an einen markanten graubraunen Bergstock heranreichen. Ein paar Takte Filmmusik kommen mir in den Sinn.

Wir übernachten wieder auf demselben Campingplatz. Wind kommt auf und erzählt vom schlechten Wetter, das jetzt im Milfortsound herrscht und das wir abwarten wollen. Wir genießen die Ruhe auf unserer Lichtung. Vielleicht sieht man wieder die Sterne in der Nacht.