7. Jänner 2008

Während Gerald sich ausruht, fahre ich mit einem Touristenboot quer über den See Te Anau zu einer Glühwürmchenhöhle . Gruppenweise werden wir hinein geführt. Wir sind zu acht. Stege führen in den niedrigen Eingangsbereich. Unter uns rauscht der Fluss. Die Wände der Höhle sind horizontal gerippt und gestreift. Über unseren Köpfen tropft Wasser aus einem Karmin. Man sieht aus den Spuren, dass es das schon lange tut. Ein kleiner Funken Tageslicht blinzelt herein. Aber man sieht auch schon einige Lichtpünktchen, die von Glühwürmchen stammen. Es sind dies die Larven einer Mückenart, etwa doppelt so groß wie Gelsen. Sie spinnen mit dem Mund 5-7cm lange Fäden und kleben diese an die Höhlendecke, von wo sie, gespickt mit Tröpfchen, wie Perlenschnüre herunterhängen, klebrige Fallen für Insekten. Bleibt eines dran hängen, klettern die Larven hurtig herunter, um es zu verschlucken. Anschließend wird es bis zu 3 Wochen lang verdaut. Mitunter stehen auch Rivalen auf dem Speisezettel. Inzwischen sind wir schon weiter in den Berg vorgedrungen. Der vom Fluss ausgewaschene Spalt wird höher, die sich windenden Wände sind lehmfarben. Das Rauschen des Wassers wird lauter und lauter, bis wir vor einem Becken stehen, in das tosend ein Wasserfall stürzt. Gleich dahinter sehen wir einen zweiten Wasserfall. So wie der erste kommt er aus einem, durch Wasserwirbel entstandenen, runden Becken. Wir folgen dem sprudelnden Wasser bergauf, wo es scharfe Kanten und plattenartige Vorsprünge aus dem Felsen gewaschen hat. Eine Wand ist aus so unterschiedlich harten Schichten, dass das härtere Gestein in scharfen Gesimsen alle paar Zentimeter hervorspringt. Der Riss, in dem wir gehen, verengt sich wieder zu einem Gang. Wir steigen in ein kleines Boot und die Führerin schaltet die schwache Beleuchtung ganz aus. Es ist so dunkel, dass man die Hand nicht vor den Augen sieht. Alle sind still, um die Larven nicht zu erschrecken, von denen jetzt schon viele an ihren Lichtpünktchen am Dach des Tunnels zu erkennen sind. Das Boot bewegt sich weg vom rauschenden Wasser und gleitet auf einen See. Darüber wölbt sich die Decke wie eine Kuppel mit Millionen Sternen. Sie ist ganz mit Glühwürmchen übersät. Viele leuchten schwach, einige aber ganz stark. Nach einer langen Weile Staunens fahren, bzw. gehen wir zurück. Durch einen schmalen Spalt sehen wir das erste Tageslicht. Es ist ganz grün von den Farnen und Moosen, die draußen den Felsen bewachsen. Der unterirdische Fluss schießt zwischen großen Steinen aus der Höhle, über Schotter und schließlich in den See hinaus. Dieser glänzt in der Abendsonne. Die mit dunklen Wäldern bedeckten Berge erscheinen nur schemenhaft. Nur einer hat einen grasbedeckten Rücken, aus dem schroffe Felsen ragen wie uralte Ruinen.

Im Abendlicht brechen wir auf Richtung Milfort-Sound . Über Weiden und durch einen jungen Wald aus Manuka kommen wir in ein Seitental des Eglinton-Flusses, der in den Lake Te Anau mündet. Die Gebäude der letzten Farm vor dem Nationalpark liegen inmitten von braunen Weiden mit Schafen und Kühen, mit Büschen bestreut, und grünen Feldern. Auf der Rückfahrt werden wir hier von oben beobachten, wie eine große Schafherde umgetrieben wird. Wir schlafen ganz einsam auf einem DOC-Campingplatz direkt am Eglinton. Die Abendsonne blitzt auf dem Fluss und lässt die Gräser am Ufer golden schimmern.