Bettgeschichten

Wenn ich mich am Abend ins Bett lege, muss ich an die Obdachlosen denken, die irgendwo draußen kalt und ungeschützt schlafen. Dann bin ich dankbar dafür, dass ich es so gut habe. Und wenn ich voll Mitleid meiner menschlichen Brüder gedacht habe, kommen mir auch die tierischen in den Sinn. Sind die Hühner sicher vor dem Marder? Hat meine Tochter ihren Schafen frisches Wasser eingelassen? Hat sie das Loch im Zaun geflickt? Sind die Katzenbabys eingesperrt? Hab ich für die Kühe genug eingestreut? Ich stelle mir vor, wie sie behaglich wiederkäuend dort liegen, wo das Stroh am dicksten ist und fühle mich selbst ganz wohl dabei. Da fallen mir unsere zwei Turopolje – Schweine ein. Einer unserer Söhne hat sie gestern ausgemistet. Hoffentlich hat er nicht vergessen, ihnen wieder ein weiches Strohnest zu machen! Am nächsten Morgen muss ich feststellen, dass dem nicht so ist. Ich setze mich hin und schreibe ein Gedicht, das ich meinem Sohn auf die Schlafzimmertür klebe:

I bin a armes Borstenschwein.

I hab´s gern kuschelig und rein,

a Schipperl Stroh, a trockans Bett…

schlafst du leicht auf an nassen Brett??

PS: Diese Kolumne habe ich vor einigen Jahren für die Österreichische Bauernzeitung geschrieben. Heute sind meine Kinder groß und haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Bald werden sie vielleicht ähnliche Überlegungen anstellen, wie ich damals.