Du wie ein Engel

Du wie ein Engel

Wär ich ein Engel heut Abend
und könnte fliegen von Haus zu Haus
durch Dörfer und Städte
und nachtdunkle Täler
wie viele Menschen vor einem Bildschirm würde ich sehn
in fremdem Licht, amüsiert von fremden Geschichten
von verdrehten Berichten entsetzt
von gekitschtem Schicksal ergriffen
doch taub für die Not
Oh könnt ich sie zählen
die ungesprochenen Worte
die niemals erzählten Geschichten
die ungeträumt gebliebenen Träume
Oh könnt ich sie sammeln für spätere Zeit
Du wie ein Engel
füll deine Tränen in Becken
wenn aus vertrockneten Seelen Schösslinge treiben
werden sie durstig sein

 

So fern so nah

So
fern
so nah
so wunder-
bar, so groß
so klein. Nur du allein
kannst Feuer uns und Kühlung sein.
Du hast die Wahrheit uns gebracht
und weist den Weg uns aus der Nacht,
im  Falle,  dass  wir  uns  bequemen,
vertrauensvoll   dich   aufzunehmen.
Du rüttelst nicht an unserm Hochmutsdach,
geduldig klopfst du an’s Gemach.
Du formst und heilst und beugst dich nieder,
ins Ohr summst uns des Ew’gen Lieder,
erweckst die Sehnsucht Ihm zu singen.
Du trägst die Liebe auf den Schwingen
und legst sie in Marias Schoß
so klein
so groß
zwar sündenlos
doch schuldbeladen
hat die Lieb’ das Leid getragen.
Und du bringst endlich unser Singen
vor den Ew’gen, der uns liebt, uns, die Geringen.

(c) Maria Harbich-Engels