Über den Zaun

über den Zaun

über den Zaun lächelst du
über den Zaun
du lächelst
über den Zaun
du lächelst über
über den Zaun
du
du lächelst
lächelst über den Zaun
lächelst du?
über den Zaun
über den Zaun?
du lächelst über den Zaun
den Zaun?
du lächelst
über den Zaun
über den Zaun?
über den Zaun
du?
über den Zaun
du lächelst über den Zaun

 

Über den Zaun

Über den Zaun
lächelst du,
deine Seerosen blüh’n,
über den Zaun lächelst du
zwischen Libellen
im Schatten deiner Weide.

Du lächelst
und ich warte auf ein Wort
über den Zaun.
Lächelst du
im Schatten deiner Weide?

Ich würde dir winken,
doch deine Libellen
umkreisen die Seerosen
in deinem Garten
hinter dem Zaun.

 

Der einsame Reiter

Er ritt zu seinem Freund,
den er lange nicht gesehen.
Doch am Tore hing ein Schild:
„Wer nicht geladen, möge gehen!“

Der Reitersmann verstand:
„Wenn man das Burgtor öffnet,
dringt der Feind hinein.“
und hob die Hand zum Gruße.

Er wendete sein Pferd und zögerte,
ob auf dem Söller,
ob am Fenster jemand stand;
dann ritt er traurig fort

Das Freundesbild verblasste,
das er im Herzen trug.
Nur Schilder sah er
und die Mauern einer Burg.

 

Gegen die Wand

Ich bin müde,
mit blut’ger Stirne
gegen deine Wand zu rennen.
Keine Bresche kann ich dort,
keine Ritze, keinen Spalt erkennen.

Ich tu dir nichts,
ich trage keine Pfeile,
ich würd’ nur gern
für eine kleine Weile
in deiner Nähe sein.

Wir sind doch Schwestern,
haben dasselbe Ziel
und doch ist dir seit gestern
schon meine Anwesenheit zu viel.

Ich möchte fliehen,
um deine Wand nicht mehr zu seh’n;
oder soll ich
in alle Ewigkeit
vor diesen Steinen steh’n?

 

Die Gartentür ist angelehnt

Die Gartentür ist angelehnt
Unter dem Nussbaum warte ich
Wein, den du magst, lagert im Schatten
Im Geäst pfeifen und schwätzen die Stare
Langsam wandern die Sonnenkringel
über den hölzernen Tisch
In meinem Kopf flattern Gedanken
Sie wollen sich paaren und Nester bauen
Die Sonnenkringel färben sich rot
Die Stare sind schlafen gegangen
Ich schließe die Pforte
und trage den warm gewordenen Wein ins Haus

 

Entfremdung

Ich wusste nicht,
dass wir am Scheideweg lebten,
all die glücklichen Jahre.
Wir hielten schon die Richtschnur in Händen
für das Haus, das dort stehen sollte,
als du den Abschied nahmst.
Schon nach wenigen Schritten warst du mir fremd,
der du die glücklichen Jahre davontrugst
hinaus in die Nacht.

 

© Maria Harbich-Engels