Vergebne Liebesmüh

Es gibt Bilder, die man nie mehr vergisst – Augenblicke des Lebens, Fotos oder: Ausschnitte aus einem Film, wie in dem Fall, den ich erzählen will. Vor langer Zeit sah ich eine Dokumentation über ein Land in Südamerika. Ein Schiff mit Touristen fuhr auf einem großen Fluss, als aus dem Urwald plötzlich Indianer in kleinen Booten auftauchten, die den Touristen Kunsthandwerk verkaufen wollten. Die Geschäfte wurden abgewickelt, das Touristenschiff fuhr weiter. Auf der einsamen Wasserfläche blieb nur ein Boot zurück. Eine alte, fast zahnlose Indianerin saß darin. Sie hatte ihr schön geschnitztes Schiff nicht verkaufen können. Hilflos hob sie es auf, während sie den davonfahrenden Touristen nachblickte. Der Ausdruck von Enttäuschung in ihrem Gesicht ergriff mich zutiefst. Die Wochen hingebungsvoller Arbeit lagen darin begraben, die Wochen freudiger Erwartung auf die Touristen und jene wenigen Augenblicke, in denen sich alle Hoffnung als vergeblich erwiesen hatte.

Das Gesicht jener alten Indianerin wurde für mich zum Antlitz Jesu Christi. Hat Er nicht alle Mühe und alles Leid auf sich genommen, um uns zu erlösen? Er wollte uns beschenken, aber wir haben das Kostbare nicht erkannt. Wir haben Ihn mit seinen Schätzen stehen gelassen und auf eigene Faust versucht, glücklich zu werden. Und sind nur immer tiefer in die Dunkelheit gelangt.