Löwen wecken, von Ayelet Gundar-Goshen

So leicht kann es einen aus der gutbürgerlichen Bahn werfen. Überhöhtes Tempo, ein Flüchtling aus Eritrea am nächtlichen Straßenrand. Etan sieht den Mann sterben, sieht sein eigenes bisheriges Leben, seinen Beruf, seine Familie gefährdet, sieht aber nicht die Frau des Mannes im Straßengraben und begeht Fahrerflucht. Nun hat diese Frau ihn in der Hand. Was sie von ihm verlangt, ist ungeheuerlich und potentiell weit gefährlicher als das Eingeständnis der Schuld.
Hervorragend geschrieben. Die „Weißen“ bemühen sich um ein gutes Leben, stoßen dabei aber an eine Grenze, hinter der sie über sich selbst hinauswachsen könnten. Die „Anderen“ werden beschrieben, als wären sie nur von ihren Nöten, Prägungen und Instinkten gesteuert. Bei beiden Gruppen fehlt die Handlungsfreiheit. Das Gewissen bleibt irgendwo stecken, bei den einen früher, bei den anderen später.

Aus dem Hebräischen übersetzt