Bilder aus Aderklaa

Zwei freche selbstbewusste Frauen stehen einander bei in den Stürmen, die Männer in ihrem Leben verursachen. Liebe und Verbrechen, Tod und Lebensglück spielen in der Normandie bei gutem Calvados und köstlichem Essen. Das Buch ist ein Plädoyer dafür, das Leben zu genießen, aber auf eine innige und tiefsinnige Art, die Menschen verbindet zu treuen Freundschaften und ganz großen Lieben.
Finja ist eine sehr heutige Tochter. Sie reflektiert ihr Verhältnis zu ihrem überbehütenden Vater, der zugleich König in einem kleinen Reich ist, das von finsterem (??) Wald umgeben ist. Als dort ein Riese mit seinem Sohn gesichtet wird, ist Angst und Bestürzung im Reich groß. Zur Zähmung des Riesen wird dessen Sohn entführt und ins Schloss gebracht. Obwohl Finja eigentlich überzeugt ist, dass ihr Vater weiß, was er tut, fühlt sie diesmal, dass hier Unrecht geschieht. Sie begibt sich auf den gefahrvollen Weg aus dem Schloss und sucht den Riesenvater. Wird es ihr so gelingen, ihrerseits ihren Vater zu „zähmen“?
Es fällt auf, dass die Protagonisten alle das Beste wollen und so auch für eine Verhaltenskorrektur bereit sind. Der König kann umgehen mit Kritik. Er beruft sogar eine Volksversammlung ein, weil er weiß, dass alle gehört werden sollen und ein Mensch allein keine wichtigen Entscheidungen fällen soll. Wieviel Freiheit ein Kind ab welchem Alter haben soll, kann Gegenstand eines interessanten Gesprächs zwischen kleinen und großen Lesern und Leserinnen sein.
Cirka ab 8 Jahre.
Ein alter Bär antwortet niemandem, bis ihn alle vergessen. Bis auf das kleine Mädchen, das uns die Geschichte erzählt. Sie findet heraus, dass der Bär schwerhörig ist und bastelt einen Hörtrichter. Gemeinsam machen sie sich auf, um den verschiedensten Naturgeräuschen zu lauschen. Als der Bär nicht mehr da ist, hat er dennoch etwas dagelassen: Die Welt des Mädchens ist reicher geworden um die vielen Geräusche, die es jetzt bewusst wahrnimmt. Man kann von jedem etwas lernen, man muss nur auf den anderen zugehen. Ein Buch über Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Freundschaft.
Die wunderbaren, in Erdfarben gehaltenen Illustrationen machen es vielschichtig. Zum Beispiel erzählt das Mädchen: „Der Bär war schon ganz müde und so brachte ich ihn wieder nach Hause.“ Da sieht man den Bären, wie er die Kleine nach Hause trägt. Den Hörtrichter trägt sie auf dem Kopf. Solche Einzelheiten laden dazu ein, sich über das Buch auszutauschen und es voller Vergnügen immer wieder zu lesen.
Ein Buch vom Hören, vom und zum Liebhaben
Ein Erstlesebuch in handlichem Format. Wir begleiten das kleine Schaf an seinem ersten Tag in den Kindergarten. Auf jeder Seite gibt es eine Einladung zum Mitmachen, zum Beispiel der Mutter hinterherwinken. Wir folgen dem Schaf ins Spielzimmer, zum Jausentisch und aufs Klo. Im Garten kommen dann die ersten Tränen. Milli Muh ist zur Stelle und versichert dem Schaf, dass die Eltern IMMER kommen und die Kinder abholen. Die beiden werden Freunde. Und endlich ist dann Mama wieder da.
Ein Buch, das dem Kind beim Einstieg in den Kindergarten helfen kann. Bleibt nur zu wünschen, dass dort auch alle so einfühlend sind.
Wenn man von einer Sache begeistert ist, unheimlich viel weiß und das dann auch noch lebendig und auch für den Laien verständlich vermitteln kann, ist das ein Glücksfall. „Ameisen“ ist so ein Fall. Spannend, faszinierend, informativ. Ein Buch, das zum Forschen einlädt.
Johanna steht in der Mittelstufe plötzlich allein da, weil ihre beste Freundin plötzlich nurmehr auf Partys und Jungs steht. Sie zieht sich in eine Hütte im Wald zurück und beobachtet Elche. Dort lernt sie dann einen seltsamen Burschen kennen, der so ganz anders ist, als die anderen in der Schule. Über die Liebe zu den Elchen freunden sie sich an.
In der Transsibirischen Eisenbahn. Ein blutjunger Rekrut, zitternd vor Angst vor den Kasernen im Osten und vor der Brutalität der anderen. Eine fast doppelt so alte Französin, auf der Flucht vor ihrer Liebe zu einem Ex-Exilrussen. Sie sprechen nicht dieselbe Sprache, aber sie verstehen beide die ganze Tragik der Flucht. Und werden so, für kurze Zeit, Schicksalsgenossen.
Die Autorin führt uns in knapper bildreicher Sprache durch Zeit und Raum, während beides in einem engen Zugabteil völlig ausgeblendet erscheint.
Aus dem Französischen übersetzt
Wir finden uns in einer Seniorenresidenz und begleiten die einbeinige, rundliche Florrie. Alte Dame schwelgt in Erinnerungen, kennen wir schon. Doch dann stirbt jemand plötzlich und kurz darauf stürzt sich die Heimleiterin aus dem Fenster. Florrie vermutet, dass es kein Selbstmordversuch war. Während sie mit ihrem Rollstuhl ermittelnd durch die Gegend rollt, schließt sie neue Freundschaften und erinnert sich an alte. Eine unvergessliche Persönlichkeit entrollt sich da vor unseren Augen. Und auch sie hat ihre dunklen Geheimnisse.
Ein quicklebendiges Buch, das mich tief berührt hat.
10 Schicksale, 10 dringende Fragen an die österreichische Justiz und an die Gesellschaft. Die Schicksale sind authentisch, wenn auch anonymisiert. Zu den Fragen kommt noch eine hinzu: Wie ist es möglich in einem demokratischen Staat des 21. Jahrhunderts solche Missstände vorzufinden? Diese Frage hat auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte schon gestellt, denn so etwas wie den Maßnahmenvollzug gibt es kaum in einem anderen europäischen Land.
Die Geschichte der Aale, die nicht geschrieben werden kann, weil so viel noch nicht erforscht ist, und die vielleicht nie geschrieben werden kann, weil sie vorher ausgestorben sind. Eine Spurensuche nach Weidenblättern, Glasaalen, Blankaalen, eine Erinnerungsgeschichte an unzählige mit dem Vater gemeinsam verbrachte Stunden unten am Fluss beim Angeln, ein Ausflug in Länder mit speziellem dem Aal verbundenen Brauchtum und ein philosophischer Ausblick bis nach dem Tod – der Aale und auch der Menschen. Gut zu lesen.
Die Autorin hat in dem Roman ihre eigene Geschichte verarbeitet. Sie wurde als zehnjähriges Mädchen mit einem Transport jüdischer Kinder nach Großbritannien verschickt, wo sie bei verschiedenen Pflegefamilien wohnte. Später konnten ihre Eltern mit einem Visum für Hausangestellte nachkommen, ein Zusammenleben der Familie wurde aber nie mehr möglich. Klappentext: „Segal erzählt vom Kampf um die Persönlichkeit ohne den hilfreichen Kontext eines Elternhauses, einer heimatlichen Topografie und vertrauter Kultur. Die Jugendliche lernt im Exil, mit unausgesprochenenSpielregeln umzugehen, dass ihr Leben wohl gerettet ist, dass sie aber mit keinen weiteren Sicherheiten rechnen darf.“
Ein unglaublich lehrreiches Buch, ein berührendes Cover!
Ein flott zu lesender Roman über die War-Brides, europäische Frauen, die sich in amerikanische Soldaten verliebt hatten und diese in einer Ausnahmeregelung auch heiraten durften.
Das ganze erzählt von der Enkelin einer dieser Frauen, während sie ihrem Verlobten in die USA nachreist.
Unendlich viele Geschichten werden gedruckt und verschwinden nach einiger Zeit wieder von der Bildfläche. Wenn die Geschichten aber wirklich gut sind, ist es schade, wenn sie in Vergessenheit geraten. Deshalb habe ich begonnen, sie zu sammeln. Ich frage viele Menschen nach ihren Lieblingsbüchern, stöbere in Buchhandlungen und Antiquariaten und schreibe Rezensionen, die ich hier online stelle.