Was bleibt

Als ich jung war dachte ich, ich hätte ewig Zeit. Heute weiß ich, dass sich manche Pläne nicht mehr verwirklichen lassen in meinem Leben. Wenn ich mit meinen Kindern, Eltern oder Freunden Zeit verbringen will, dann plane ich es sofort fix ein.

Der österreichische Autor Wolfgang Hermann beschreibt sehr schön in „Abschied ohne Ende“ die Gedanken eines Vaters, dessen Sohn unerwartet verstorben ist. Was bleibt? Was bleibt, wenn die Zeit abgelaufen ist? Nur die Zeit, die man füreinander hatte. Wie ein Edelstein erscheint einem dann jede Begegnung. Man nimmt ihn aus der Kiste der Erinnerungen und betrachtet ihn von allen Seiten.

Viele Kinderbücher und -filme erzählen von der Sehnsucht der Kinder nach ungeteilter Zuwendung. Dabei muss das – so paradox es klingt – gar nicht soviel Zeit kosten. Eine Stunde einem einzelnen Kind die volle Aufmerksamkeit widmen, auf Augenhöhe etwas gemeinsam erleben, ein gemeinsames Projekt verwirklichen, etwas basteln – und der Hunger nach Zuwendung ist gestillt. Das Kind ist wieder kooperativ, auch wenn der Alltag stressig ist. Denn es weiß, die Mutter oder der Vater hat mich lieb. Kindern, die nur nebenbei versorgt werden, bleibt innen etwas hohl – ihr ganzes Leben lang. Wenn äußere Aktivitäten wegfallen, schauen sie dann in diese Leere wie in einen Abgrund. Sie werden unleidlich oder sie tun sich selbst etwas zu leide, sie trinken oder flüchten in Scheinwelten.

Da ist es doch besser, man überlegt sich beizeiten, was bleibt.