15. Jänner 2008

Abfahrt von Glenorchy.

Die Fahrt nach Queenstown den Waikatipu-See entlang unterbrechen wir ein paar Mal, um zurückzublicken. Der Regen ist vorbei, die meisten Wolken abgezogen. Am schmalen Ende des türkisblauen, von unbewaldeten, noch dunklen Bergen flankierten Sees, stehen in drei Gruppen die gletschergekrönten Berge.

In Queenstown kaufen wir Proviant und sehen es dann von der steilen Cardronastraße aus immer kleiner werden. Tief unten der Fluss, der aus dem Waikatipu-See kommt und durch die berühmte Schlucht fließt, in der das Bungingjumping wiedererfunden wurde. Dahinter die Remarkables, hohe kahle Berge, auf denen Wintersport betrieben wird. Östlich des Flusses eine braun und grün gefleckte, bucklige Landschaft, Farmland, mit Häusern dazwischengestreut. Die Straße windet sich in vielen Serpentinen weit hinauf in tussokbewachsenes Bergland. Zwischen den gelbbraunen Grasbüscheln glänzt und schimmert der brüchige, schiefrige Fels in der gleißenden Sonne. Tussokberg reiht sich an Tussokhügel. Einen Bach entlang fahren wir nach Norden zu dann wieder ins Tal, dessen terassenförmige Formationen von der Gletscherzeit erzählen. Schafe sehen wir auf trockenen Weiden, die bis hinauf auf die lang gestreckten Rücken der Berge reichen. Sanfte Formen, nur da und dort ragen felsige Zähne wunderlich daraus hervor. Moränen aus Schotter begleiten unseren Weg und lenken ihn ab, wenn sie wie eine Mauer das Tal zu versperren scheinen. Dieses weitet sich schließlich unmerklich, wir fahren um eine Biegung und sehen in der Ferne einen ungeheuren Gletscher bläulich schimmern: Mt.Aspiring.

Davor das Städtchen Wanaka am gleichnamigen See, umgeben von viel Grün, Weiden, Pappeln, spitzen Tannen und von vielen Bergen mit Spitzen und Graten. Kalt bläst der Wind, aber die Sonne ist stark und das Wasser am Ufer nicht kalt. Nach dem Mittagessen schwimmen wir ein bisschen und genießen die Wellen. Später die himmlischen Wellen hinter der Glastüre der katholischen Kirche. Father Martin begrüßt uns erfreut im Vorübergehen. Ich hab mir den Campingsessel vom Bus geholt. Gerald hat ja seinen Sessel immer mit. Die Bäume und Büsche hinter uns spiegeln sich in der Glastüre. Sie umranken, aus unserer Sicht, den Tabernakel. Etwas ist mir abgegangen in den letzten Tagen, obwohl sie doch so schön waren. Ich spüre, hier kommt es her. Aus diesem schlichten Ort fließt das, was die Farben erst funkeln lässt.

Für kurze Zeit verlassen wir den Wanakasee und fahren den Lake Hawea entlang. Ein Pferd schnuppert zum Fenster herein, als wir stehen bleiben um die wunderbar leuchtenden Farben der Landschaft festzuhalten. Durch seine Lage ist der See oft von Stürmen gepeitscht. Herrlich gefaltete Berge umgeben ihn. Beim Abendessen am Ufer betrachten wir die großen Wellen. An einem westlichen Ausläufer des Sees, auf einem ebenen Schwemmland sehen wir Kühe im Abendlicht weiden. Dahinter ist der tiefe Einschnitt des Flusses, der dieses Weideland aus den hohen umgebenden Bergen herangetragen hat.

Wir überwinden einen kleinen Pass. Im selben wunderbaren Licht liegt der nördliche Teil des Wanakasees glitzernd vor uns, ein mächtiger durch Schneefelder vertikal gestreifter Berg in der Ferne. Zirruswolken verzieren den Himmel. Bald nähern wir uns dem Seeende. Eine große Rinderherde wird viele Kilometer die Straße entlang getrieben, und zwar von Reitern, die für uns die Tiere zur Seite drängen. Das Schwemmland des Maharora River mit Kühen liegt schon in tiefem Bergesschatten, in den wir schließlich eintauchen und nach einer Fahrt durch dunklen Wald auf einem DOC-Campingplatz landen (Cameron Flat). Er ist etwas erhöht am Bergeshang. Wir sehen auf eine Lichtung mit zwei Flusswindungen hinunter, und auf einen vergletscherten Berg, dessen Spitze im letzten Abendrot langsam aus den Wolken steigt, bis schließlich der ganze Berg im blauen Licht der frühen Nacht leuchtet.