Die Eismalerin

Die Eismalerin
Kristín Marja Baldursdóttir
aus dem Isländischen von Coletta Bürling

Karitas ist die jüngste Tochter von Steinunn. Deren Mann ist am Meer geblieben und sie zieht mit ihren sechs Kindern aus den Westfjorden Islands nach Akureyri, um ihnen eine Schulbildung zu ermöglichen. Dafür müssen alle hart arbeiten: in der Fischfabrik, als Hausmädchen, beim Stricken. Karitas besorgt für alle den Haushalt, obwohl sie noch ein Kind ist. Dann aber wird sie von einer reichen Künstlerin entdeckt, die ihr ein Studium in Kopenhagen ermöglicht. Zurück in Island beginnt ihre leidenschaftliche Liebe zu Sigmar, den sie schließlich auch heiratet, der aber viele Monate des Jahres auf See verbringt. Sie verkraftet das Leben allein mit drei Kindern nicht. Die Frauen im Dorf bringen sie zur Genesung zu Audur. Diese beeindruckende isländische Bäuerin bietet ihr und den Söhnen 13 Jahre lang Heimat (die Tochter hatte Karitas blutenden Herzens ihrer Schwester überlassen), bis eines Tages Sigmar von Italien mit seinem erträumten Schiff zurückkehrt und seine Rechte als Vater und Ehemann einfordert. Doch in Karitas schmerzt noch die Verlassenheit, als es ihr so schlecht gegangen ist nach den Zwillingen.

Eingestreut in die Erzählung, die uns ein anschauliches Bild von Island vor 100 Jahren bietet, sind Beschreibungen von Zeichnungen und Collagen, die Karitas ihr ganzes Leben hindurch gemacht hat und die sie eines Tages berühmt machen werden. Ein schönes Buch über die verschiedensten Frauen. Ich konnte mir aber nicht erklären, warum aus dem tüchtigen Mädchen, das mit Geschick ihre Familie versorgte, eine so hilflose Hausfrau geworden ist. Ihre Gefühle und ihr Denken passen eher zu einer Frau aus der heutigen Zeit als in die Zeit, in der der Roman spielt.