Die Kapuzinergruft

Die Kapuzinergruft
Joseph Roth

Franz Ferdinand Trotta, aus einem slowenischen Geschlecht stammend, schildert seinen Werdegang als typischer Vertreter der gehobenen Schichten. Wie seine Freunde verschläft er den Tag und verplaudert in zynischer Arroganz die Nacht. Aber ‚Über den Gläsern, aus denen wir übermütig tranken, kreuzte der unsichtbare Tod schon seine knochigen Hände.‘, denn der Untergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie lässt sich nicht aufhalten. Eine dekadente Generation, Frauen verachtend und arbeitsscheu, verliert im zerbrechenden Vielvölkerstaat die Heimat. Als Trotta nach Krieg und Gefangenschaft in Sibirien heimkehrt, muss er erst seine Frau wiedergewinnen, verliert sie aber schließlich an Emanzipation und Karriere. Sein Besitz war in Kriegsanleihen verloren gegangen, sein Haus muss er vermieten, denn gelernt hat er nichts. Den Anschluss 1938 versteht er schon nicht mehr. Es ist, als wäre er längst gestorben.

Joseph Roth hat in diesem kurzen Roman liebevoll und mit wenigen Strichen den Untergang des alten Österreich skizziert und uns treffend die damalige Stimmung überliefert.