Höhere Psychologie

Anfang Dezember sagte jemand im Radio, wir bräuchten zehnmal mehr Schulpsychologen, da die Lehrer mit den Problemen der Kinder völlig überfordert seien. Solche Meldungen hört man oft, aber niemand wagt es, die österreichische Familienpolitik seit den Siebzigerjahren dafür mitverantwortlich zu machen. Gewiss hat sie eine Befreiung gebracht. Auch ich bin froh, nicht in ein Rollenklischee gepresst zu sein.

Aber ist nicht ein neues Rollenklischee entstanden? Getrauen sich junge Mütter heute noch zu sagen, sie seien „nur“ mit Haushalt und Kindern beschäftigt? Sind die Frauen in unseren Tagen glücklicher? Ich sprach mit vielen, die es nicht sind. Wenn sie in ihrer Verzweiflung zum Psychologen gehen, hören sie meist: „Schauen Sie auf sich selbst, kaufen Sie sich eine eigene Wohnung, ändern Sie die Situation.“

Ist das alles, was unserer Gesellschaft dazu einfällt: eine weitere Wand des Hauses „Familie“ einzureißen – zum Schmerz all der Kinder, die ein ungeteiltes Zuhause verlieren?Fragt man Jugendliche, welche Werte für sie am Wichtigsten sind, steht die Familie an erster Stelle. Sie wünschen sich, dass ihre Eltern sich vertragen. Hören wir auf unsere Kinder? Schenken wir unserem Partner Zeit und Aufmerksamkeit? Ist uns die Familie wichtiger als Kariere und Freizeitaktivitäten? Genießt die Förderung der Familie oberste Priorität in der Politik?