Bei uns ist die Enthaltsamkeit vor der Ehe für viele Jugendliche kein Thema mehr. In Amerika hingegen wird sie schon wieder diskutiert. Ist das ein Weg zurück ins Mittelalter oder hat die Freizügigkeit doch nicht den gewünschten Erfolg gebracht? Früher war „das Warten“ gesellschaftliche Norm (mit allen Nachteilen, die aus einem unbarmherzigen Umgang damit erwuchsen). Heute knüpft man bei uns Beziehungen verkehrt herum. Wenn sich die Körper längst aneinander gewöhnt haben, beginnt man langsam den Menschen kennen zu lernen, mit dem man sich eingelassen hat und ist nicht selten verwirrt darüber. Manchmal erkennen die Partner zu spät, dass sie keine Gemeinsamkeiten haben, dass ihre Interessen, Werte und Zielvorstellungen zu unterschiedlich sind. Ziehen sie daraus Konsequenzen, bleiben Brüche und Scherben zurück. Jeder ist ja bereits in einem gewissen Sinne Teil des anderen geworden. (Dramatisch wird die Situation, wenn schon Kinder da sind!)
Bei jedem Partner, den man „ausprobiert“, bleibt ein Stück des eigenen Ich zurück. Der „letzte“, der Traumpartner, findet mitunter nur mehr einen ramponierten Rest vor. Erinnerungen und Enttäuschungen haben Spuren hinterlassen. Oft kommt es durch den häufigen Partnerwechsel überhaupt zu einem Verlust der Beziehungsfähigkeit.
Eine gelungene Partnerschaft ist etwas Kostbares, Quelle von Glück und Sicherheit, Ort des Genießens, der Geborgenheit und des Beistehens. Sie muss geprüft und behutsam aufgebaut, die Fäden von Herz zu Herz müssen sorgsam geknüpft werden. Eine geglückte Beziehung fällt nicht vom Himmel. Es bedeutet harte Arbeit für beide, Achtung, gegenseitiges Verständnis, Einfühlsamkeit, Einsatzfreude und Treue aufzubauen. Aber dann steht die Beziehung auch in schweren Zeiten, dann ist gemeinsames Leben schön, wird zur „großen“ Liebe, nach der sich viele sehnen. Die Sexualität ist dabei wie der Tupfen auf dem i; sie macht Partnerschaft vollkommen. Ohne den Aufbau innerer Werte bleibt sie hohl und bringt keine Erfüllung.