Lügen haben rote Ohren          

Lügen haben rote Ohren          
Rainer Erlinger

Gewissensfragen für große und kleine Menschen

Ferdinand will wissen, ob der Lehrer recht hat, wenn er kollektive Strafen erlässt, ob er seinen diebischen Freund decken soll und wann man von einer Notlüge sprechen kann. Seiner Mutter gehen schnell die Argumente aus, doch zum Glück gibt’s da Onkel Gottfried, der philosophisch gebildet ist. In leicht verständlicher Sprache führt er Ferdinand durch den Dschungel der Gewissensbisse und scheinbaren Ungerechtigkeiten, ohne ihm eine Entscheidung aufzudrängen.
Die Lektüre ist unterhaltsam. Zum ersten Mal lockten mich Sokrates und Sophokles. Aber auch Weisheitsbücher aus verschiedenen Religionen, Kant und andere Philosophen werden zitiert. Zum Beispiel Aristoteles, der der Meinung war, Tugenden müsse man erwerben. Die verstandesmäßigen wie Weisheit und Klugheit könne man erlernen, aber an die ethischen wie Tapferkeit, Großzügigkeit und Besonnenheit müsse man sich gewöhnen (aktiv!). Das Wort „ethos“ bedeutet nämlich Gewohnheit. Von ihm stammt auch die Idee vom goldenen Mittelweg: die Tapferkeit z. B. sei ein Mittelweg zwischen Feigheit und Tollkühnheit.